Meine Freundin Anne hat einen jüngeren Bruder, der geistig beeinträchtigt ist. Wenn ich sie früher zu Hause besucht habe, haben wir uns oft mit ihrem Bruder beschäftigt und ihm zum Beispiel vorgelesen. Damals habe ich gemerkt, wie viel Spaß es mir macht, anderen Menschen zu helfen. Daher entschied ich mich dazu, nach der Schule eine Ausbildung zur Heilerziehungspflegerin zu machen.

Heute arbeite ich in einem Wohnhaus für Menschen mit geistigen Beeinträchtigungen. Ich unterstütze die Bewohner*innen bei der Bewältigung ihres Alltags und fördere sie in ihrer Selbstständigkeit. Morgens helfe ich ihnen beispielsweise dabei, sich fertig zu machen und zu frühstücken. Nachmittags gestalten wir gemeinsam die freie Zeit, unternehmen etwas oder erledigen beispielsweise Arztbesuche und Aufgaben im Haushalt.

Die Arbeit erfordert viel Einfühlungsvermögen und oft auch Geduld. Manchmal gibt es schwierige Situationen, in denen ich cool bleiben und mich in die Person hineinversetzen muss. Umso mehr freue ich mich da über die Erfolgserlebnisse der Bewohner*innen – wenn sie es zum Beispiel schaffen, sich ihr Brot selbst zu schmieren oder allein spazieren zu gehen. Was mir besonders gut an meiner Arbeit gefällt: Jeder Tag ist anders, so wird es nie langweilig.

Im Bereich Psychosoziale Hilfen geht es darum, Menschen mit geistiger oder anderer Beeinträchtigung in ihrem Alltag zu unterstützen und zu fördern. Manchmal ist es auch notwendig, mit den Bewohner*innen Strukturen abzustimmen.

Entsprechend unseres christlichen Grundverständnisses möchten wir die Personen in ihr Umfeld integrieren und ihnen ein möglichst selbstständiges Leben ermöglichen.

Darüber hinaus ist uns daran gelegen, das Potenzial und die Fähigkeiten des Einzelnen weitergehend zu fördern. Heilerziehungspfleger*innen arbeiten bei der Inneren Mission unter anderem in verschiedenen Wohnformen wie dem Ambulant Betreuten Wohnen, WGs, Wohnungen mit Einzelbetreuungen oder Wohnhäusern.

Die Fähigkeit sich in andere hineinzuversetzen, Durchhaltevermögen, Kreativität und auch Geduld sowie die Bereitschaft, im Schichtdienst zu arbeiten, sind wesentliche Voraussetzungen für den Job. Außerdem sind Flexibilität und ein gutes Organisationstalent gefragt, denn kein Tag ist wie der andere. Neben alltäglichen Aufgaben gehören beispielsweise auch die Kooperation mit Behörden und Angehörigen, die Erstellung von Förderplänen gemeinsam mit Bewohner*innen und dem Amt sowie Kriseninterventionen zum Aufgabenfeld.